Der Mann, der sich für den Berufsnachwuchs einsetzt

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Der Mann, der sich für den Berufsnachwuchs einsetzt

13. September agvs-upsa.ch – Von Lehrstellenbörsen über Schulbesuche bis hin zu fiktiven Bewerbungsgesprächen: Thomas Jenni, Geschäftsführer der AGVS-Sektion Solothurn, engagiert sich seit vielen Jahren für den Berufsnachwuchs. Was treibt ihn an?



cst. «Leistung und Motivation», sagt Thomas Jenni vor den Schülerinnen und Schülern der Kreisoberstufe Gerlafingen SO, «sind die wichtigsten Grundlagen, die vorhanden sein müssen, wenn ihr euch bewerbt. Die Betriebe müssen spüren, dass ihr die Richtigen für die Lehrstelle seid.» 

Es ist ein Donnerstagmorgen, als Thomas Jenni die 9. Klasse besucht. Sein Ziel: die Jugendlichen mit theoretischen und praktischen Beispielen an den Bewerbungsprozess heranführen. Der 56-Jährige tritt dabei als Projektleiter Berufsbildungsmarketing beim kantonal-solothurnischen Gewerbeverband auf, gleichzeitig als Geschäftsführer der AGVS-Sektion Solothurn. So merkt er zu Beginn an: «Wer sich für eine Lehrstelle im Autogewerbe interessiert, dem gebe ich nach der ‹Bewerbungswerkstatt› gerne weitere Informationen.»

Die «Bewerbungswerkstatt» ist Teil von «Rent a Boss», einem Projekt, das die Solothurner Wirtschaftsverbände zur Bekämpfung des Fachkräftemangels initiiert haben. Wie der Name verrät, können Betriebsverantwortliche für einen Besuch in der Schule gebucht werden. «Die Aktion ist eine Win-win-Situation: Die Schüler bekommen einen realen Einblick in den Berufsalltag und die Betriebe erhalten einen direkten Kontakt zu den Jugendlichen.»

Ob als kantonaler Lehrstellenförderer oder als Geschäftsführer der AGVS-Sektion Solothurn: Die Jugendlichen zu den Betrieben und umgekehrt führen, dafür macht sich Thomas Jenni seit vielen Jahren stark. Zwei Sachen liegen ihm in Sachen Nachwuchsförderung am Herzen: Zum einen, dass das Autogewerbe – wie auch die anderen Branchen – genügend Auszubildende haben. Zum anderen, dass die Schüler zu einem Lehrvertrag kommen. «Meine Aufgabe ist es, den Jugendlichen zu helfen, eine Anschlusslösung zu finden», erklärt er. Denn nur so könne verhindert werden, dass diese durch die Maschen fallen und früher oder später Sozialhilfe in Anspruch nehmen müssen. «Ich bin überzeugt, dass alle Schüler eine Anschlusslösung haben können.» Die Erfolge, die er mit Projekten wie «Rent a Boss» verbuchen kann, geben ihm recht – und sind Grund, weshalb er sich mit Leib und Seele für den Berufsnachwuchs engagiert. 

Apropos Anschlusslösung: Was die AGVS Sektion Solothurn betrifft, konnten heuer mehr Lehrverträge abgeschlossen werden als 2018. «Trotz angespannter Fachkräftesituation sind wir mit einem feinen blauen Auge davongekommen», bilanziert Thomas Jenni, der seit 2012 deren Geschäftsführer ist. Das habe unter anderem damit zu tun, dass das Autogewerbe attraktive Grundbildungen und Berufe bietet. «Unsere Ausbildungen schaffen eine gute Basis und öffnen die Türen sowohl für Weiterbildungen als auch für andere Branchen.»

Thomas Jenni kümmert sich fast genauso lange um den Berufsnachwuchs, wie er in der Autobranche tätig ist. Der Betriebsökonom arbeitete 30 Jahre bei der Amag, davon 20 Jahre als technischer Betriebsleiter. «In dieser Funktion habe ich mich bereits für die Berufsbildung engagiert. Ich konnte wertvolle Kontakte knüpfen, auf die ich heute noch zurückgreifen kann», sagt er. Überhaupt seien Kontakte das A und O bei der Nachwuchsförderung: Nur ein gutes Netzwerk erlaube es, Brücken zwischen Lehrbetrieben und Schulen zu schlagen. So waren die Kontakte mit ein Grund, weshalb sich Thomas Jenni seit fünf Jahren im kantonal-solothurnischen Gewerbeverband in der Berufsbildung engagiert. In dieser Funktion steht er in Kontakt mit den rund 4000 Gewerbeverbandsmitgliedern, kann Generalversammlungen von Berufsverbänden besuchen und an Fortbildungstagen von Lehrpersonen teilnehmen. Zudem hat er ab und an die Gelegenheit, sich mit dem kantonalen Bildungsdirektor auszutauschen. «Das alles trägt dazu bei, wichtige Beziehungen aufzubauen und unsere Ideen und Projekte bekannt zu machen.»



Um seinen eigenen Nachwuchs muss sich Thomas Jenni keine Gedanken mehr machen. Während die eine Tochter Fuss in der Gesundheitsbranche gefasst hat, beginnt die andere Tochter ein Studium für Kunst und Vermittlung im Haus der Künste in Bern. «Was die Berufsauswahl betrifft, konnte ich sie zwar nicht fürs Autogewerbe gewinnen. Doch was ich ihnen – und auch meiner Frau – mitgegeben habe, ist die Leidenschaft fürs Autofahren», sagt er mit einem Schmunzeln. So ist beispielsweise die Familie in der Freizeit gerne mit dem Wohnmobil unterwegs.

Neben der Integrationslehre und «Rent a Boss» ist Thomas Jenni unter anderem auch verantwortlich für Lehrstellenbörsen, unterstützt die Schulen an den Elternabenden, organisiert die Erlebnistageberuf-so.ch, an denen Lehrbetriebe aus dem ganzen Kanton Solothurn Schnuppertage anbieten. Dabei ist er stets bemüht, dass das Autogewerbe prominent vertreten ist. So war beispielsweise bei den Schnuppertagen im Juni jeder zehnte Betrieb eine AGVS-Garage. «Die Aktionen kommen bei den Betrieben gut an», sagt er. Aber nicht nur dort: Es kommt auch schon mal vor, dass sein Team Dankesbriefe erhält, selbstgemachte Holzofenbrote inklusive. «Die positiven Feedbacks sind Lohn und Motivation zugleich, sich für den Berufsnachwuchs einzusetzen», sagt er.

Auf die Frage, auf welches Projekt er besonders stolz sei, nennt Thomas Jenni die Integrationsvorlehre (Invol). Diese erlaubt Geflüchteten mit F- oder B-Bewilligung, bei AGVS-Garagisten in den Sektionen Solothurn, Zürich, Wallis und Zentralschweiz eine einjährige Vorlehre zu absolvieren. Die erste Klasse war ein Erfolg. «Die Teilnehmer waren engagiert und hinterliessen einen super Eindruck», freut er sich. Neun von zwölf haben gar einen Lehrvertrag erhalten. Für die zweite Klasse, die in Kürze beginnt, sind erneut zwölf Teilnehmer am Start.

Wie blickt Thomas Jenni in die Zukunft? Er ist von der Stärke des Autogewerbes und vom Potenzial des Berufsnachwuchses überzeugt. Denn: Trotz technologischem Wandel verfügt das Autogewerbe über die nötigen Strukturen und Grundlagen, um sich weiterzuentwickeln. «Viele Branchen wissen nicht einmal, was eine webbasierte Lerndokumentation ist. Der AGVS bietet seit einigen Jahren eine solche an», fügt er als Beispiel an. «Nur wenn wir die Zeichen der Zeit erkennen und moderne Ausbildungsmethoden und -plätze bieten, gelingt es uns, Jugendliche zu rekrutieren.»

Die «Bewerbungswerkstatt» der 9. Klasse an der Kreisoberstufe Gerlafingen neigt sich dem Ende zu. Thomas Jenni lobt den Einsatz der Schülerinnen und Schüler. Einzig in Bezug auf die Rollenspiele, bei denen Bewerbungsgespräche nachgestellt wurden, sagt er: «Sie haben sich zwar gut geschlagen, jedoch waren sie teilweise nicht genügend vorbereitet.» Gut gibt es Menschen wie Thomas Jenni, die sich mit Engagement dem Berufsnachwuchs annehmen und an den Bewerbungsprozess heranführen.
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