Premiere für die Fachrichtung «Carrosseriespenglerei»

Fahrzeugrestauratoren

Premiere für die Fachrichtung «Carrosseriespenglerei»

13. Februar 2019 autoberufe.ch – An der zweiten Auflage der Berufsprüfung der Fahrzeugrestauratoren, die von der Interessengemeinschaft der Fahrzeugrestauratoren (IgF) durchgeführt wurde, nahmen erstmals fünf Kandidaten der Fachrichtung «Carrosseriespenglerei» teil. Zusammen mit den Kandidaten der Fachrichtung Automobiltechnik absolvierten total 16 Personen die anspruchsvolle Prüfung. 



si. Nachdem im Vorjahr ausschliesslich Oldtimerspezialisten der Fachrichtung «Automobiltechnik» die Berufsprüfung zum Fahrzeugrestaurator oder der Fahrzeugrestauratorin mit eidgenössischem Fachausweis absolviert hatten, stellten sich nach der berufsbegleitenden Ausbildung an der zweiten Berufsprüfung eine Dame und vier Herren in der Fachrichtung «Carrosseriespenglerei» (CSP) den Experten. Im Hinblick darauf, dass der eidgenössische Fachausweis der beiden Fachrichtungen den gleichen Stellenwert hat, sind auch einzelne Prüfungsteile identisch. Die Prüfung gliedert sich in vier Arbeitsgebiete. Für die Fachrichtung «Automobiltechnik» (ATE) sind dies:

1. Restaurierungsarbeit ausführen: Die Ausgangslage bilden alltägliche Wartungs-, Reparatur- oder Restaurierungssituationen. Unter anderem sind historische Autoelektrikanlagen zu prüfen und zu reparieren. Eingeschlossen sind die dazugehörenden Wartungs-, Diagnose- und Reparaturarbeiten an traditionellen Fahrzeugkomponenten sowie das Nach- und Umrüsten historischer Fahrzeuge.Neben der Ausführung der praktischen Arbeiten gehören die Kundenberatung sowie die administrative Auftragsabwicklung dazu.

2. Restaurierungsprojekt dokumentieren und erörtern (auch für die CSP): Die Kandidatinnen und Kandidaten bestimmen ein Restaurierungsprojekt, das sie dokumentieren möchten. Vier Monate vor der Prüfung legen sie der Prüfungskommission eine Projektskizze über das gewählte Restaurierungs- oder Reparaturprojekt vor. Nach dem Zulassungsentscheid kann das Dossier erarbeitet werden. Die Abwicklung des Restaurationsprojekts muss mindestens einen Monat vor der Präsentation eingereicht werden. Anlässlich der Berufsprüfung erfolgt die Präsentation des Vorhabens mit nachfolgender Erörterung in einem Fachgespräch.

• 3. Werkstattauftrag umsetzen: Die Inhalte entsprechen an­nähernd dem ersten Prüfungsteil. Es sind jedoch kleinere Restaurierungsarbeiten, die nach den Vorgaben eines Werkstattauftrags ausgeführt werden müssen. Im Anschluss erfolgt ein Fachgespräch, in dem die Vorgehensweise und die theoretischen Zusammenhänge der Elemente zu begründen sind.

 4. Restaurierungsbedarf analysieren (auch für die CSP): In diesem Teil geht es darum, den Restaurierungs-, Änderungs- oder Reparaturbedarf zu analysieren und das weitere Vorgehen aufzuzeigen. Nach der selbstständigen Vertiefung mit der Situation wird ein Fachgespräch darüber geführt. Dabei wird geprüft, wie gut die Kenntnisse, Haltungen und Werte auf eine konkrete Situation übertragen werden können.

Die Prüfungsteile 2 und 4 sind Inhalt der Prüfung für der Fachrichtung «Carrosseriespenglerei». Unterschiedlich sind jedoch die zwei übrigen Prüfungsteile:

• 1. Restaurierungsarbeit ausführen für die CSP: Die Kandi­daten haben innert fast zwölf Stunden die Aufgabe, Carrosseriebau-Hilfsmittel sowie Carrosserieteile herzustellen und zu formen. Dazu gehört das Vorbereiten, Einpassen und Montieren der Carrosserieteile. Analog der Fachrichtung «Automobiltechnik» ist neben der Ausführung der praktischen Arbeiten auch die Kundenberatung sowie die administrative Auftragsabwicklung Bestandteil der Prüfung. Alle bereits genannten Arbeiten mussten an einer modifizierten Frontpartie eines Kleinwagens ausgeführt werden. Verwendet wurden Neuteile, wodurch für alle Kandidaten die gleichen Bedingungen galten.

3. Werkstattauftrag umsetzen für die CSP: Die Inhalte entsprechen praktisch dem Prüfungsteil 1. Die Arbeiten, die nach den Vorgaben eines Werkstattauftrags ausgeführt werden müssen, sind jedoch weniger zeitaufwendig (3½ Stunden). Im Anschluss erfolgt ein Fachgespräch, in dem die Vorgehensweise und die theoretischen Zusammenhänge der Elemente zu begründen sind.

Knackpunkte: Fallnoten und Berufspraxis
Eine hohe Hürde für das Bestehen der Prüfung ist die Bedingung, dass in jedem Prüfungsteil eine genügende Note (> 4,0) erzielt werden muss. Es kann somit vorkommen, dass trotz einer verhältnismässig hohen (Durchschnitts-)Schlussnote die Prüfung nicht bestanden ist, da in einem Prüfungsteil eine ungenügende Teilnote erzielt wurde.

Das Prüfungsreglement schreibt bezüglich der Zulassung zur Prüfung vor, dass nach dem Abschluss einer technischen Grundbildung mindestens drei Jahre einschlägige Berufserfahrung – davon mindestens zwölf Monate mit Haupttätigkeiten in der Fahrzeug-Restaurierungsbranche – nachgewiesen werden müssen.

Die Prüfung hat erneut gezeigt, dass insbesondere für Kandidierende der Fachrichtung «Automobiltechnik», die nicht über eine Ausbildung im automobiltechnischen Bereich verfügen, die mangelnde Berufspraxis ein Knackpunkt darstellt.
Dahingehend bestanden keine Schwierigkeiten im Fachbereich «Carrosseriespenglerei», verfügten doch alle Prüfungsabsolventen über einen Abschluss als Carrosseriespengler/-in EFZ.


Nachgefragt bei Bruno Buchwalder, gelernter Carrosserie-spengler, Calag, Langenthal

Zeit als grösste Hürde

Herr Buchwalter, wie haben Sie die Berufsprüfung erlebt?

Bruno Buchwalder: Ich habe die Prüfung als sehr anforderungsreich empfunden, insbesondere den ersten Tag. Um 6 Uhr konnten wir unsere Werkzeuge und Gerätschaften anliefern, bevor es ans Einrichten der Prüfungsplätze ging. Nach einer Mittagspause von einer Stunde waren wir bis 17 Uhr an der Arbeit. Da keine zusätzlichen Pausen vorgesehen waren, ging es an die Substanz. Bezüglich der Räumlichkeiten und Einrichtungen hatten wir ideale Voraussetzungen. Auch die Experten waren sehr zuvorkommend. 

Wie beurteilen Sie den Schwierigkeitsgrad?
Der Schwierigkeitsgrad war in Ordnung. Weil für eine fachmännische Arbeit ein entsprechender Zeitaufwand unumgänglich ist, war es aber fast logisch, dass es zeitlich etwas eng würde. 

Wie beurteilen Sie die Aus­bildungsgänge bei den verschiedenen Bildungspartnern?
Da es sich um den ersten Lehrgang der Fachrichtung «Carrosseriespenglerei» handelte, ist es verständlich, dass Verbesserungspotenzial vorhanden ist. In den Praktikkursen waren die Instruktoren zwar fachlich ausgewiesen, nicht unbedingt optimal war aber teils die Wissensweitergabe. Wir wurden jedoch angehört und konnten bei den Verantwortlichen Optimierungsvorschläge deponieren. Ideal empfinde ich den Umstand, dass wir einzelne Module mit den Automobiltechnikern besuchen konnten. 
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