«Swiss Mobility Monitor 2023»
Killerkriterien beim Umstieg aufs E-Auto
10. Mai 2023, agvs-upsa.ch – Teurer Anschaffungspreis, wenig Lademöglichkeiten und Reichweitenangst galten als Killerkriterien beim Umstieg aufs E-Auto. Hier gibt es den wahren Grund.
Foto: Honda
pd/jas. Zum zweiten Mal hat die Universität Luzern gemeinsam mit den Studienpartnern Autoscout24, der Zürich Versicherung und der Universität St. Gallen (HSG) den «Swiss Mobility Monitor» erhoben. Die Studie erforscht, wie offen die Bevölkerung neuen Mobilitätsformen wie E-Mobilität, Carsharing oder digitaler Autokauf gegenübersteht und wie verbreitet deren Nutzung ist. Die Ergebnisse können sich auch Garagistinnen und Garagisten zunutze machen für die nächsten Verkaufs- und Beratungsgespräche oder für die Mobilitätsberatung. Die diesjährige Studie zeigt vor allem, dass der Wechsel auf einen Stromer weniger eine Frage von Geld oder Reichweite ist, sondern der Ladeinfrastruktur zuhause – und dies generationsübergreifend.
E-Autos waren lange vielen zu teuer
Noch vor zehn Jahren führte das E-Auto ein Nischendasein; wenig Reichweite, wenige Ladestationen. Gleichzeitig musste man für einen Stromer tief in die Tasche greifen. Gemäss Auswertung der Online-Plattform Autoscout24 kostete beispielsweise ein neues Tesla Model 3 im Jahr 2018 durchschnittlich 79’054 Franken. Also rund 20 Prozent mehr als 2022 (60’967 Franken). 2013 konnte man für einen BMW i3 mit spärlichen 22 kWh sogar weit über 50’000 Franken ausgeben. «Abgesehen davon, dass man zu Beginn mit der Technologie noch keine Berührungspunkte hatte, schreckten Faktoren wie Preis und Reichweite in den vergangenen Jahren viele vom Kauf eines E-Autos ab», weiss Alberto Sanz de Lama, Managing Director bei Autoscout24. Mittlerweile sind dies jedoch nicht mehr die Hauptgründe, wie die Auswertung des «Swiss Mobility Monitors 2023» zeigt.
Alberto Sanz de Lama, Managing Director bei Autoscout24. Foto: Autoscout24
Günstige Preise für Generation Z wichtig
Anders als die Lademöglichkeit zu Hause wurden die weiteren Aspekte zugunsten oder gegen den Umstieg auf ein E-Auto unterschiedlich bewertet. Die Generation Z stuft neben der Lademöglichkeit zuhause einen günstigeren Preis als fast ebenso wichtig ein. Reto Hofstetter, Studienleiter an der Universität Luzern, überrascht dies kaum: «Der Autokauf ist nach dem Immobilienkauf meist die zweitteuerste Investition im Leben. Also muss zunächst ein gewisser Sparanteil vorhanden sein, bis man sich ein Elektroauto leisten kann. Diese Voraussetzung ist bei der Generation Z meist nicht gegeben.» Danach folgen bei der Generation Z die Aspekte Reichweite sowie bessere öffentliche Ladeinfrastruktur.
Die Generationen Y, X und Babyboomer bewerten hingegen nach der Lademöglichkeit zu Hause eine bessere öffentliche Ladeinfrastruktur als zweitwichtigsten Beweggrund zum Umstieg. Fast als gleich wichtig wird auch eine höhere Reichweite angegeben. Günstigere Preise sind hier weniger relevant: Die Babyboomer haben die geringste Preissensibilität.
Ladeinfrastruktur und Autoangebot auf Kurs
Die öffentlichen Ladestationen werden in der Schweiz immer zahlreicher: Die Anzahl konnte im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr 29 Prozent zulegen (plus 556 Ladepunkte). Aber auch auf der Angebotsseite steigerte sich der Marktanteil an voll elektrifizierten E-Autos unter den Neuwagen kontinuierlich und lag gemäss Auto-Schweiz 2022 bei 17.8 Prozent. Damit haben sich die Neuzulassungen von Elektroautos innerhalb von zwei Jahren verdoppelt.
Reto Hofstetter, Studienleiter an der Universität Luzern. Foto: Autoscout24
Jeder sechste Neuwagen auf Autoscout24 ist ein E-Auto
Die Knappheit bei den Halbleitern und Lieferverzögerungen beeinflussten in den letzten zwei Jahren vor allem die Produktion von neuen Elektroautos. Langsam verbessert sich die Liefersituation jedoch wieder, was sich auch positiv auf das Angebot an neuen Stromern bei Autoscout24 auswirkt. So nimmt es seit Juli 2022 wieder zu: Im ersten Quartal 2023 waren etwa 7300 neue vollelektrische Fahrzeuge auf der Online-Plattform ausgeschrieben. Somit ist mittlerweile jeder sechste Neuwagen auf Autoscout24 ein Elektroauto. Die fünf am häufigsten neu inserierten E-Autos waren im ersten Quartal 2023 der Fiat 500, der Hyundai Ioniq 5, der VW ID.4, der Renault Mégane und der Volvo XC40.
Luxus-E-Marken dominieren den Occasionsmarkt
Nicht nur das Segment der Neuwagen ist immer mehr in elektrischer Hand, auch der Occasionsmarkt erlebt langsam, aber sicher einen E-Boom. Denn mit der Zunahme an neuen Elektroautos wächst zeitversetzt auch das Angebot an gebrauchten Stromern. Das Angebot ist zwar noch überschaubar und machte im ersten Quartal 2023 bei Autoscout24 lediglich 4 Prozent aller inserierten Occasionsen aus, doch wird es immer grösser und vielseitiger. Schaut man sich das Angebot auf Autoscout24 genauer an, sind unter den rund 10’000 inserierten gebrauchten E-Autos vor allem «E-Luxus-Marken» zu finden. So waren die fünf am häufigsten inserierten gebrauchten Elektroautos im ersten Quartal 2023 der Tesla Model 3, der Audi E-Tron, der Skoda Enyaq, das Tesla Model S und der BMW i3.
Foto: Stellantis
Fiat 500 ist das gefragteste Elektroauto
Auch auf der Nachfrageseite nimmt das Interesse an E-Autos immer mehr zu. Innerhalb von zwei Jahren haben sich die Suchanfragen auf Autoscout24 nach Elektroautos mehr als verdreifacht. Im Ranking der meist gesuchtesten E-Autos lag der Fiat 500 mit Abstand auf dem ersten Platz. Mit etwa halb so vielen Suchanfragen folgte der Hyundai Kona auf dem zweiten Platz. Auf dem dritten Platz war der Volvo XC40, gefolgt vom Renault Mégane und dem Peugeot 208.
Fehlendes Recht auf Laden hemmt E-Umstieg
Trotz besserer öffentlichen Ladeinfrastruktur, breiterem Angebot und grosser Beliebtheit für die Stromer ist die Schweiz in punkto Elektromobilität im europäischen Vergleich nicht an der Spitze. Alberto Sanz de Lama erklärt: «Die Schweiz hat keine flächendeckenden Fördermassnahmen zum Kauf eines E-Autos. Jeder Kanton, jede Gemeinde oder Stadt regelt dies anders. Zudem muss man bedenken, dass die Schweiz ein Land der Mieter und Mieterinnen ist. Und für sie gibt es aktuell kein Recht aufs Laden zu Hause. Sie können vielfach nicht frei über den Einbau einer Ladestation entscheiden, sondern müssen auf den Goodwill der Vermieter und Vermieterinnen hoffen.» Für ihn ist klar, dass ohne eine überzeugende Strategie für private Ladeplätze die Skepsis vieler Schweizer und Schweizerinnen wohl bleibt und der vollständige Umstieg auf die Elektromobilität länger dauern wird.
Foto: Honda
pd/jas. Zum zweiten Mal hat die Universität Luzern gemeinsam mit den Studienpartnern Autoscout24, der Zürich Versicherung und der Universität St. Gallen (HSG) den «Swiss Mobility Monitor» erhoben. Die Studie erforscht, wie offen die Bevölkerung neuen Mobilitätsformen wie E-Mobilität, Carsharing oder digitaler Autokauf gegenübersteht und wie verbreitet deren Nutzung ist. Die Ergebnisse können sich auch Garagistinnen und Garagisten zunutze machen für die nächsten Verkaufs- und Beratungsgespräche oder für die Mobilitätsberatung. Die diesjährige Studie zeigt vor allem, dass der Wechsel auf einen Stromer weniger eine Frage von Geld oder Reichweite ist, sondern der Ladeinfrastruktur zuhause – und dies generationsübergreifend.
E-Autos waren lange vielen zu teuer
Noch vor zehn Jahren führte das E-Auto ein Nischendasein; wenig Reichweite, wenige Ladestationen. Gleichzeitig musste man für einen Stromer tief in die Tasche greifen. Gemäss Auswertung der Online-Plattform Autoscout24 kostete beispielsweise ein neues Tesla Model 3 im Jahr 2018 durchschnittlich 79’054 Franken. Also rund 20 Prozent mehr als 2022 (60’967 Franken). 2013 konnte man für einen BMW i3 mit spärlichen 22 kWh sogar weit über 50’000 Franken ausgeben. «Abgesehen davon, dass man zu Beginn mit der Technologie noch keine Berührungspunkte hatte, schreckten Faktoren wie Preis und Reichweite in den vergangenen Jahren viele vom Kauf eines E-Autos ab», weiss Alberto Sanz de Lama, Managing Director bei Autoscout24. Mittlerweile sind dies jedoch nicht mehr die Hauptgründe, wie die Auswertung des «Swiss Mobility Monitors 2023» zeigt.
Alberto Sanz de Lama, Managing Director bei Autoscout24. Foto: Autoscout24
Günstige Preise für Generation Z wichtig
Anders als die Lademöglichkeit zu Hause wurden die weiteren Aspekte zugunsten oder gegen den Umstieg auf ein E-Auto unterschiedlich bewertet. Die Generation Z stuft neben der Lademöglichkeit zuhause einen günstigeren Preis als fast ebenso wichtig ein. Reto Hofstetter, Studienleiter an der Universität Luzern, überrascht dies kaum: «Der Autokauf ist nach dem Immobilienkauf meist die zweitteuerste Investition im Leben. Also muss zunächst ein gewisser Sparanteil vorhanden sein, bis man sich ein Elektroauto leisten kann. Diese Voraussetzung ist bei der Generation Z meist nicht gegeben.» Danach folgen bei der Generation Z die Aspekte Reichweite sowie bessere öffentliche Ladeinfrastruktur.
Die Generationen Y, X und Babyboomer bewerten hingegen nach der Lademöglichkeit zu Hause eine bessere öffentliche Ladeinfrastruktur als zweitwichtigsten Beweggrund zum Umstieg. Fast als gleich wichtig wird auch eine höhere Reichweite angegeben. Günstigere Preise sind hier weniger relevant: Die Babyboomer haben die geringste Preissensibilität.
Ladeinfrastruktur und Autoangebot auf Kurs
Die öffentlichen Ladestationen werden in der Schweiz immer zahlreicher: Die Anzahl konnte im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr 29 Prozent zulegen (plus 556 Ladepunkte). Aber auch auf der Angebotsseite steigerte sich der Marktanteil an voll elektrifizierten E-Autos unter den Neuwagen kontinuierlich und lag gemäss Auto-Schweiz 2022 bei 17.8 Prozent. Damit haben sich die Neuzulassungen von Elektroautos innerhalb von zwei Jahren verdoppelt.
Reto Hofstetter, Studienleiter an der Universität Luzern. Foto: Autoscout24
Jeder sechste Neuwagen auf Autoscout24 ist ein E-Auto
Die Knappheit bei den Halbleitern und Lieferverzögerungen beeinflussten in den letzten zwei Jahren vor allem die Produktion von neuen Elektroautos. Langsam verbessert sich die Liefersituation jedoch wieder, was sich auch positiv auf das Angebot an neuen Stromern bei Autoscout24 auswirkt. So nimmt es seit Juli 2022 wieder zu: Im ersten Quartal 2023 waren etwa 7300 neue vollelektrische Fahrzeuge auf der Online-Plattform ausgeschrieben. Somit ist mittlerweile jeder sechste Neuwagen auf Autoscout24 ein Elektroauto. Die fünf am häufigsten neu inserierten E-Autos waren im ersten Quartal 2023 der Fiat 500, der Hyundai Ioniq 5, der VW ID.4, der Renault Mégane und der Volvo XC40.
Luxus-E-Marken dominieren den Occasionsmarkt
Nicht nur das Segment der Neuwagen ist immer mehr in elektrischer Hand, auch der Occasionsmarkt erlebt langsam, aber sicher einen E-Boom. Denn mit der Zunahme an neuen Elektroautos wächst zeitversetzt auch das Angebot an gebrauchten Stromern. Das Angebot ist zwar noch überschaubar und machte im ersten Quartal 2023 bei Autoscout24 lediglich 4 Prozent aller inserierten Occasionsen aus, doch wird es immer grösser und vielseitiger. Schaut man sich das Angebot auf Autoscout24 genauer an, sind unter den rund 10’000 inserierten gebrauchten E-Autos vor allem «E-Luxus-Marken» zu finden. So waren die fünf am häufigsten inserierten gebrauchten Elektroautos im ersten Quartal 2023 der Tesla Model 3, der Audi E-Tron, der Skoda Enyaq, das Tesla Model S und der BMW i3.
Foto: Stellantis
Fiat 500 ist das gefragteste Elektroauto
Auch auf der Nachfrageseite nimmt das Interesse an E-Autos immer mehr zu. Innerhalb von zwei Jahren haben sich die Suchanfragen auf Autoscout24 nach Elektroautos mehr als verdreifacht. Im Ranking der meist gesuchtesten E-Autos lag der Fiat 500 mit Abstand auf dem ersten Platz. Mit etwa halb so vielen Suchanfragen folgte der Hyundai Kona auf dem zweiten Platz. Auf dem dritten Platz war der Volvo XC40, gefolgt vom Renault Mégane und dem Peugeot 208.
Fehlendes Recht auf Laden hemmt E-Umstieg
Trotz besserer öffentlichen Ladeinfrastruktur, breiterem Angebot und grosser Beliebtheit für die Stromer ist die Schweiz in punkto Elektromobilität im europäischen Vergleich nicht an der Spitze. Alberto Sanz de Lama erklärt: «Die Schweiz hat keine flächendeckenden Fördermassnahmen zum Kauf eines E-Autos. Jeder Kanton, jede Gemeinde oder Stadt regelt dies anders. Zudem muss man bedenken, dass die Schweiz ein Land der Mieter und Mieterinnen ist. Und für sie gibt es aktuell kein Recht aufs Laden zu Hause. Sie können vielfach nicht frei über den Einbau einer Ladestation entscheiden, sondern müssen auf den Goodwill der Vermieter und Vermieterinnen hoffen.» Für ihn ist klar, dass ohne eine überzeugende Strategie für private Ladeplätze die Skepsis vieler Schweizer und Schweizerinnen wohl bleibt und der vollständige Umstieg auf die Elektromobilität länger dauern wird.
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