Boxenstopp mit Arnd Franz
Aftersalesgeschäft – ein Ausblick
3. Juni 2021 agvs-upsa.ch – Spannende Persönlichkeiten aus der Autobranche berichten über Aktualität und Strategien. Heute Arnd Franz, Europachef LKQ. Als grösster europäischer Zulieferer für das Reparaturgewerbe sieht LKQ zwar auf absehbare Zeit keine grossen Veränderungen im Aftersalesgeschäft – diese kommen aber nach 2030, dafür heftig.
Quelle: LKQ
kro. LKQ ist seit Ende 2020 Mitglied der eFuel Alliance, die sich für die Förderung von synthetischen Kraftstoffen engagiert, um den CO2-Ausstoss des bestehenden Personenwagenbestandes zu senken. Sie machen das auch, um den Diesel und den Benziner über die Runden zu retten?
Arnd Franz, Europachef LKQ: Nein, wir machen das, weil wir überzeugt sind, dass wir CO2 nur dann schnell genug reduzieren können, wenn wir auch eine Lösung für die Flotte haben. Synthetische Kraftstoffe sind eine Lösung dafür. Darüber hinaus fordern wir auch Technologie-Neutralität, um die Ziele zu erreichen. Es ist gut, wenn man batterieelektrische Fahrzeuge baut, verkauft und fährt. Sie sind sicher eine sehr gute Lösung – für kurze und mittlere Strecken, aber nicht für Langstrecken und auch nicht für Nutzfahrzeuge, die grössere Strecken mit grösseren Gewichten zurücklegen müssen. Unsere Forderung ist klar: Man darf nicht einfach nur auf ein Pferd setzen.
Im Zusammenhang mit dem Plan der EU-Kommission, bis 2030 30 Millionen emissionsfreie Autos auf Europas Strassen zu haben, kommt eine Studie zum Schluss, dass bis in zehn Jahren Diesel und Benziner nur noch einen sehr bescheidenen Nischenmarkt bilden werden. Was kommt hier auf die Garagisten zu?
Wenn wir darüber sprechen, welche Autos heute und in Zukunft produziert und verkauft werden, ist das etwas völlig anderes, als wenn wir die Frage stellen, welche Autos beim Garagisten repariert und gewartet werden. Bleiben wir in Europa: Im Jahr 2030 wird der Anteil der Hochvoltantriebe bei 20 Prozent liegen, davon ist die Hälfte batterieelektrisch. Von diesen zehn Prozent werden 4 Prozent in einer freien Werkstatt gewartet. Das heisst, bis 2030 passiert für unsere Kunden erst einmal gar nicht viel, danach aber schon. Nach 2030 kommen jene Fahrzeuge, die 2025 produziert und zugelassen wurden, nach und nach in den freien Aftermarket. Spätestens dann beginnt die Transformation auch für die freie Werkstatt. Das bedeutet innerhalb der nächsten zehn darauffolgenden Jahre einen dramatischen Umsatzrückgang für die freie Werkstatt. Wer heute über den Sohn oder die Tochter als Nachfolge nachdenkt, der darf heute keine Partei wählen, die sagt, dass ein batterieelektrisches Fahrzeug die einzige Lösung für das CO2-Problem sei.
Die Boston Consulting Group kommt zum Schluss, dass das Geschäft im Aftersales in den nächsten Jahren nur noch sehr langsam zunimmt. Und dass vor allem freie Garagen gefährdet sind. Deckt sich das mit Ihrer Erwartung?
Absolut nicht, im Gegenteil: Wir sind sicher, dass es durch das weiter ansteigende Alter der Fahrzeuge und durch die weitere Qualifizierung in den Werkstätten weiteres Wachstum geben wird, jedenfalls für den verbleibenden Teil dieses Jahrzehnts. Der Fahrzeugpark wird sich um ein bis zwei Prozent pro Jahr weiter erhöhen.
Grundsätzlich wirken zwei wesentliche Einflussfaktoren dem Aftersalesgeschäft entgegen: Die Elektromobilität und die wachsende Verbreitung von Fahrassistenzsystemen, die die Unfallquote um bis zu 20 Prozent senken. Was wiegt schwerer?
Die Fahrzeugassistenzsysteme kommen schneller als die Elektromobilität. Wir haben heute bereits hoch assistierte Fahrzeuge, die sehr gut funktionieren und dafür sorgen, dass die Unfallraten weiter sinken. Aber selbst wenn es weniger Unfälle gibt und die Schäden im Umfang abnehmen: Der Wert einer Reparatur steigt an. Das gleicht sich in etwa aus. Mit dieser Ansicht sind wir übrigens nicht allein. Den Unkenrufen, dass die Assistenzsysteme zu einem Einbruch im Werkstattgeschäft führen, wollen wir uns nicht anschliessen.
Als Versorgungsunternehmen für das Aftersalesgeschäft sitzen Sie mit den Garagisten im selben Boot. Sie kennen das Geschäft in- und auswendig. Was würden Sie jetzt tun, wenn Sie selbst Garagisten wären?
Ich würde mir sehr gut überlegen, wie ich mich positioniere: Wer sind meine Kunden und was sind meine Leistungen? Dann würde ich mich auf jene Bereiche fokussieren, in denen ich den höchsten Beitrag leisten kann. Eine klare Positionierung hilft jedem Unternehmen, erfolgreich zu sein. In den nächsten Jahren wird sich sehr vieles ändern. Es ist deshalb wichtig, qualifiziertes Personal und qualifizierte Partner an seiner Seite zu haben.
Quelle: LKQ
kro. LKQ ist seit Ende 2020 Mitglied der eFuel Alliance, die sich für die Förderung von synthetischen Kraftstoffen engagiert, um den CO2-Ausstoss des bestehenden Personenwagenbestandes zu senken. Sie machen das auch, um den Diesel und den Benziner über die Runden zu retten?
Arnd Franz, Europachef LKQ: Nein, wir machen das, weil wir überzeugt sind, dass wir CO2 nur dann schnell genug reduzieren können, wenn wir auch eine Lösung für die Flotte haben. Synthetische Kraftstoffe sind eine Lösung dafür. Darüber hinaus fordern wir auch Technologie-Neutralität, um die Ziele zu erreichen. Es ist gut, wenn man batterieelektrische Fahrzeuge baut, verkauft und fährt. Sie sind sicher eine sehr gute Lösung – für kurze und mittlere Strecken, aber nicht für Langstrecken und auch nicht für Nutzfahrzeuge, die grössere Strecken mit grösseren Gewichten zurücklegen müssen. Unsere Forderung ist klar: Man darf nicht einfach nur auf ein Pferd setzen.
Im Zusammenhang mit dem Plan der EU-Kommission, bis 2030 30 Millionen emissionsfreie Autos auf Europas Strassen zu haben, kommt eine Studie zum Schluss, dass bis in zehn Jahren Diesel und Benziner nur noch einen sehr bescheidenen Nischenmarkt bilden werden. Was kommt hier auf die Garagisten zu?
Wenn wir darüber sprechen, welche Autos heute und in Zukunft produziert und verkauft werden, ist das etwas völlig anderes, als wenn wir die Frage stellen, welche Autos beim Garagisten repariert und gewartet werden. Bleiben wir in Europa: Im Jahr 2030 wird der Anteil der Hochvoltantriebe bei 20 Prozent liegen, davon ist die Hälfte batterieelektrisch. Von diesen zehn Prozent werden 4 Prozent in einer freien Werkstatt gewartet. Das heisst, bis 2030 passiert für unsere Kunden erst einmal gar nicht viel, danach aber schon. Nach 2030 kommen jene Fahrzeuge, die 2025 produziert und zugelassen wurden, nach und nach in den freien Aftermarket. Spätestens dann beginnt die Transformation auch für die freie Werkstatt. Das bedeutet innerhalb der nächsten zehn darauffolgenden Jahre einen dramatischen Umsatzrückgang für die freie Werkstatt. Wer heute über den Sohn oder die Tochter als Nachfolge nachdenkt, der darf heute keine Partei wählen, die sagt, dass ein batterieelektrisches Fahrzeug die einzige Lösung für das CO2-Problem sei.
Die Boston Consulting Group kommt zum Schluss, dass das Geschäft im Aftersales in den nächsten Jahren nur noch sehr langsam zunimmt. Und dass vor allem freie Garagen gefährdet sind. Deckt sich das mit Ihrer Erwartung?
Absolut nicht, im Gegenteil: Wir sind sicher, dass es durch das weiter ansteigende Alter der Fahrzeuge und durch die weitere Qualifizierung in den Werkstätten weiteres Wachstum geben wird, jedenfalls für den verbleibenden Teil dieses Jahrzehnts. Der Fahrzeugpark wird sich um ein bis zwei Prozent pro Jahr weiter erhöhen.
Grundsätzlich wirken zwei wesentliche Einflussfaktoren dem Aftersalesgeschäft entgegen: Die Elektromobilität und die wachsende Verbreitung von Fahrassistenzsystemen, die die Unfallquote um bis zu 20 Prozent senken. Was wiegt schwerer?
Die Fahrzeugassistenzsysteme kommen schneller als die Elektromobilität. Wir haben heute bereits hoch assistierte Fahrzeuge, die sehr gut funktionieren und dafür sorgen, dass die Unfallraten weiter sinken. Aber selbst wenn es weniger Unfälle gibt und die Schäden im Umfang abnehmen: Der Wert einer Reparatur steigt an. Das gleicht sich in etwa aus. Mit dieser Ansicht sind wir übrigens nicht allein. Den Unkenrufen, dass die Assistenzsysteme zu einem Einbruch im Werkstattgeschäft führen, wollen wir uns nicht anschliessen.
Als Versorgungsunternehmen für das Aftersalesgeschäft sitzen Sie mit den Garagisten im selben Boot. Sie kennen das Geschäft in- und auswendig. Was würden Sie jetzt tun, wenn Sie selbst Garagisten wären?
Ich würde mir sehr gut überlegen, wie ich mich positioniere: Wer sind meine Kunden und was sind meine Leistungen? Dann würde ich mich auf jene Bereiche fokussieren, in denen ich den höchsten Beitrag leisten kann. Eine klare Positionierung hilft jedem Unternehmen, erfolgreich zu sein. In den nächsten Jahren wird sich sehr vieles ändern. Es ist deshalb wichtig, qualifiziertes Personal und qualifizierte Partner an seiner Seite zu haben.
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