ETH-Koryphäe Lino Guzzella
Ab in die Wüste – das Geld und die Sonne wären da
14. April 2022 agvs-upsa.ch – Der Professor für Thermotronik an der ETH Zürich, Lino Guzzella, sprach an der Generalversammlung der AGVS-Sektion Zürich über die Entwicklungen im Bereich synthetischer Treibstoffe. Die Aufmerksamkeit der Garagisten waren ihm damit sicher.
«Diese Berater sind unglaublich, ich beneide sie wirklich» – Lino Guzzella (links) sprach von einem Beratergürtel, den sich die Bundesräte angelegt hätten. Er zweifle an den Prognosen, die beispielsweise über den künftigen Schweizer Strombedarf abgegeben wurden. Er sagte: «Ich glaube keiner Prognose.» Christian Müller (rechts), Präsident der AGVS-Sektion Zürich bedankte sich herzlich für sein Kommen. Fotos: AGVS-Medien
cym. Um übers Potenzial von synthetischen Treibstoffen und E-Fuels im Mobilitätsbereich zu referieren, müsse er zuerst das globale Energiesystem erläutern, sagte ETH-Professor Lino Guzzella zum Einstieg. Mit seinen Fakten und Aussagen, auch über die Schweizer Energiepolitik, brachte er die Teilnehmenden der AGVS-Zürich-GV zum Nachdenken, manchmal aber auch zum Lachen und Staunen. Wie gut sein Referat ankam, bewies die anschliessende Fragerunde.
«Wie realistisch ist es denn, dass in rund 20 Jahren alle Fahrzeuge, abgesehen von E-Autos, mit synthetischem Treibstoff fahren?», wurde Guzzella gefragt. Antwort: «Wir müssten riesige Raffinerien in der Wüste bauen. Das Geld und die Sonne sind da und wenn man gigantische Investitionen tätigt, könnten substanzielle Anteile mit E-Fuels betrieben werden.» Für die Herstellung braucht es eine erneuerbare Energiequelle, um Wasser zu spalten. Die Frage bleibt, woher die Anlagen in der Wüste dann das nötige CO2 nehmen, das es ebenfalls für den Herstellungsprozess braucht.
Guzzella führte zudem vor Augen, wie schwierig es ist, Prognosen abzugeben. Diesel werde bei den Personenwagen in Europa vermutlich verschwinden und batteriebetriebene Fahrzeuge massiv zunehmen. «Wenn sich die EU-Pläne durchsetzen, hat ab 2035 keine Neuzulassung mehr einen Verbrennungsmotor, sondern fährt batterieelektrisch oder brennstoffzellenelektrisch.» Es komme aber immer schlimmer: «Russland ist der weltweit grösste Nickel-Lieferant. Wie sollen all die Batterien produziert werden, wenn mit dem Ukrainekonflikt die Nickelpreise explodieren?»
Er habe auch Verständnis dafür, dass man den weltweiten Energiebedarf nicht mit fossilen Energieträgern decken will. Derzeit sind es über 80 Prozent. Aber: «Bis 2050 CO2-neutral unterwegs zu sein, würde bedeuten, dass man das in 80 Jahren aufgebaute Energiesystem in 30 Jahren ersetzen könnte.» Mit Technologien, die notabene um einiges schwieriger seien, als ein Loch zu bohren und Öl oder Gas zu finden. «Wer kommt auf sowas?», fragte Guzzella rhetorisch. Er dämpfte auch die Euphorie rund um Photovoltaikanlagen und Windenergie. Diese seien gut, keine Frage, aber die Dimensionen und die Tatsache, dass die Anlagen nicht 24 Stunden laufen könnten, schmälern das Potenzial. Und der Strombedarf in der Schweiz wird trotz sinkendem Energieverbrauch steigen.
Die Elektrifizierung sei die nobelste Form der Energie, könne aber nicht gespeichert werden. Es folgte eine simple Dreisatzrechnung, die alle zum Schmunzeln brachte. Wenn ein noch zu erfindendes E-Flugzeug nur halb so viel Energie benötigen würde und es 5-Mal bessere Batterie gäbe, müsste das Flugzeug für die Distanz von Zürich nach Los Angeles 665 Tonnen Batterien mitnehmen. «Bisschen schwierig, wenn ein herkömmliches Flugzeug mit 280 Tonnen Startmaterial abhebt.» Die Speicherung der Energie über chemische Energieträger hingegen sei optimal. «Synthetischer Kohlenwasserstoff beispielsweise ist ein extrem guter Energieträger.»
An der GV hatte ebenfalls die Studentin Alexandra Müller einen Auftritt. Sie ist die Tochter vom Präsidenten der AGVS-Sektion Zürich, Christian Müller. Sie wurde im Januar am «Tag der Schweizer Garagisten» 2022 zu ihrer Maturarbeit befragt. Diese hatte die Welt der Garagisten zum Thema. Auch diesmal beantwortete sie Fragen über die Erkenntnisse und das Vorgehen ihrer Arbeit. Zuvor wurden von den Mitgliedern sämtliche Traktanden ohne Gegenstimmen angenommen und der gesamte Vorstand für die nächste Amtsperiode wieder gewählt. Der Präsident Christian Müller bedankte sich für das Vertrauen.
«Diese Berater sind unglaublich, ich beneide sie wirklich» – Lino Guzzella (links) sprach von einem Beratergürtel, den sich die Bundesräte angelegt hätten. Er zweifle an den Prognosen, die beispielsweise über den künftigen Schweizer Strombedarf abgegeben wurden. Er sagte: «Ich glaube keiner Prognose.» Christian Müller (rechts), Präsident der AGVS-Sektion Zürich bedankte sich herzlich für sein Kommen. Fotos: AGVS-Medien
cym. Um übers Potenzial von synthetischen Treibstoffen und E-Fuels im Mobilitätsbereich zu referieren, müsse er zuerst das globale Energiesystem erläutern, sagte ETH-Professor Lino Guzzella zum Einstieg. Mit seinen Fakten und Aussagen, auch über die Schweizer Energiepolitik, brachte er die Teilnehmenden der AGVS-Zürich-GV zum Nachdenken, manchmal aber auch zum Lachen und Staunen. Wie gut sein Referat ankam, bewies die anschliessende Fragerunde.
«Wie realistisch ist es denn, dass in rund 20 Jahren alle Fahrzeuge, abgesehen von E-Autos, mit synthetischem Treibstoff fahren?», wurde Guzzella gefragt. Antwort: «Wir müssten riesige Raffinerien in der Wüste bauen. Das Geld und die Sonne sind da und wenn man gigantische Investitionen tätigt, könnten substanzielle Anteile mit E-Fuels betrieben werden.» Für die Herstellung braucht es eine erneuerbare Energiequelle, um Wasser zu spalten. Die Frage bleibt, woher die Anlagen in der Wüste dann das nötige CO2 nehmen, das es ebenfalls für den Herstellungsprozess braucht.
Guzzella führte zudem vor Augen, wie schwierig es ist, Prognosen abzugeben. Diesel werde bei den Personenwagen in Europa vermutlich verschwinden und batteriebetriebene Fahrzeuge massiv zunehmen. «Wenn sich die EU-Pläne durchsetzen, hat ab 2035 keine Neuzulassung mehr einen Verbrennungsmotor, sondern fährt batterieelektrisch oder brennstoffzellenelektrisch.» Es komme aber immer schlimmer: «Russland ist der weltweit grösste Nickel-Lieferant. Wie sollen all die Batterien produziert werden, wenn mit dem Ukrainekonflikt die Nickelpreise explodieren?»
Er habe auch Verständnis dafür, dass man den weltweiten Energiebedarf nicht mit fossilen Energieträgern decken will. Derzeit sind es über 80 Prozent. Aber: «Bis 2050 CO2-neutral unterwegs zu sein, würde bedeuten, dass man das in 80 Jahren aufgebaute Energiesystem in 30 Jahren ersetzen könnte.» Mit Technologien, die notabene um einiges schwieriger seien, als ein Loch zu bohren und Öl oder Gas zu finden. «Wer kommt auf sowas?», fragte Guzzella rhetorisch. Er dämpfte auch die Euphorie rund um Photovoltaikanlagen und Windenergie. Diese seien gut, keine Frage, aber die Dimensionen und die Tatsache, dass die Anlagen nicht 24 Stunden laufen könnten, schmälern das Potenzial. Und der Strombedarf in der Schweiz wird trotz sinkendem Energieverbrauch steigen.
Die Elektrifizierung sei die nobelste Form der Energie, könne aber nicht gespeichert werden. Es folgte eine simple Dreisatzrechnung, die alle zum Schmunzeln brachte. Wenn ein noch zu erfindendes E-Flugzeug nur halb so viel Energie benötigen würde und es 5-Mal bessere Batterie gäbe, müsste das Flugzeug für die Distanz von Zürich nach Los Angeles 665 Tonnen Batterien mitnehmen. «Bisschen schwierig, wenn ein herkömmliches Flugzeug mit 280 Tonnen Startmaterial abhebt.» Die Speicherung der Energie über chemische Energieträger hingegen sei optimal. «Synthetischer Kohlenwasserstoff beispielsweise ist ein extrem guter Energieträger.»
An der GV hatte ebenfalls die Studentin Alexandra Müller einen Auftritt. Sie ist die Tochter vom Präsidenten der AGVS-Sektion Zürich, Christian Müller. Sie wurde im Januar am «Tag der Schweizer Garagisten» 2022 zu ihrer Maturarbeit befragt. Diese hatte die Welt der Garagisten zum Thema. Auch diesmal beantwortete sie Fragen über die Erkenntnisse und das Vorgehen ihrer Arbeit. Zuvor wurden von den Mitgliedern sämtliche Traktanden ohne Gegenstimmen angenommen und der gesamte Vorstand für die nächste Amtsperiode wieder gewählt. Der Präsident Christian Müller bedankte sich für das Vertrauen.
Die Folien seines Referats stellte ETH-Professor Lino Guzzella zur Verfügung. Sie finden sie hier.
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