Frauen im Portrait
Auf die eigenen Fähigkeiten vertrauen
11. Juli 2022 agvs-upsa.ch – Barbara Germann ist seit 2019 Mitglied des AGVS-Zentralvorstandes, Vize-Präsidentin der Sektion Bern und steht durch ihre Tätigkeit im Ausbildungszentrum der AGVS-Sektion Berner Oberland in Mülenen in direktem Kontakt mit dem Nachwuchs in der Autobranche. Wie sie die Thematik «Frauen in der Automobilbranche» sieht und was der AGVS im Bildungsbereich explizit für Berufskolleginnen tut, erzählt sie bei einem Gespräch.
Setzt sich seit vielen Jahren für das Autogewerbe und den Nachwuchs ein: Barbara Germann,
Mitglied im AGVS-Zentralvorstand. Foto: AGVS-Medien
cym. «Die Begeisterung der Frauen für die Branche ist vorhanden», sagt Barbara Germann, Mitglied des AGVS-Zentralvorstandes. Das bestätige sich bereits bei ihren Begegnungen mit jungen Mädchen, die sie im Rahmen des Tüftlerinnen-Programms, welches in der Untersektion Berner Oberland seit 3 Jahren durchgeführt wird, antreffe. Das Angebot «tüftlerin.ch» hat zum Ziel, Mädchen zwischen zehn und zwölf Jahren im ausserschulischen Bereich für technischen Berufe zu begeistern und zu sensibilisieren. Mit Erfolg. Aber: «Letztlich geht es nicht darum, ob eine Frau oder ein Mann vor einem steht, sondern um den Menschen selbst», sagt Germann. «Es geht um die persönlichen Fähigkeiten, die eine Person mitbringt und die Bereitschaft, das eigene Potenzial auszuschöpfen.» Anstatt eine Quote zu erzwingen, sei es wichtiger, geeignete Gefässe und Rahmenbedingungen für Frauen zu schaffen. Ein Beispiel: das AGVS-Frauenseminar. Weiter plädiert die 58-Jährige für mehr Offenheit in den Schulen und bei den Erziehungsberechtigten. «Die Gesellschaft kategorisiert immer noch stark bei der Zuordnung der Berufe – hier können Eltern einen wesentlichen Beitrag leisten, damit sich die Berufswahl der Kinder und im Speziellen für die Mädchen offen entwickeln kann.»
Die Erziehung, die keinerlei beruflichen Grenzen setzt, durfte Germann selbst als Kind erleben. Sie ist in einem Garagenbetrieb mit starken Frauen, welche sich an der Front engagierten, aufgewachsen. «Ich habe die Situation im Autogewerbe deshalb vielleicht auch etwas anders wahrgenommen und Frauen in der Branche als natürlich erlebt», sagt sie. Germann führte von 1995 bis 2007 die Familiengarage mit rund 15 Mitarbeitenden. Zuvor sammelte sie bei den Importeuren Alfa Romeo und Fiat in Genf und im Tessin wichtige Erfahrungen. «Bei diesen Arbeitgebern wurde ich gefordert und lernte, mich als Frau zu behaupten.» Als Verantwortliche für das Ersatzteillager und später als Zuständige für das Marketing, gab es einige Hürden zu nehmen und Vorurteile abzubauen. «Aber ich erachte dies auch als eine gute Lebensschule, welche wir Frauen so ganz nebenbei durchlaufen», fügt sie mit einem Lachen hinzu.
In den AGVS-Zentralvorstand gewählt wurde sie 2019. Sie ist erst die zweite Frau in diesem Amt. Deshalb als Exotin angesehen zu werden, sei aber der falsche Ansatz. Sie empfinde es auch nicht so. «Nur ganz selten», fügt sie mit einem Augenzwinkern an. Auf die Frage, was man denn generell für diese Position mitbringen müsse, sagt sie: «Eine gute Vernetzung innerhalb der Branche, zeitliche Ressourcen, Flexibilität, Sprachkenntnisse und natürlich eine grosse Portion Herzblut für das Auto Gewerbe.» Vielleicht sei gerade der Zeitfaktor ein Treiber, welcher es oft erschwert junge Unternehmer-innen in die Vorstände zu rekrutieren; der eigene Betrieb, die Weiterbildung und/oder die Familiengründung stehen in dieser Zeitspanne oft im Vordergrund.
Germann betont bei ihrer Antwort auf diese Frage aber auch, dass ihr das Vertrauen und die Unterstützung der Sektion Bern, welche sie für dieses Amt portiert habe, wichtig war. «Es war der richtige Zeitpunkt und ich fühlte mich fit für das Amt.» Der Bezug zur Basis, das wertschätzende Verhältnis zu den Mitgliedern in der Sektion liege ihr ebenfalls am Herzen. «Ich darf die Zukunft des Verbandes, der Sektionen und Mitglieder mitgestalten und bin bei wichtigen strategischen Entscheidungen eingebunden; das motiviert mich sehr, lässt mich aber diesem Amt auch mit grossem Respekt und Verantwortungsbewusstsein begegnen», sagt sie und ergänzt: «Am Ende des Tages tut es einem immer gut zu wissen, wer eigentlich der Kunde ist.» In diesem Fall sind dies die AGVS-Mitglieder.
Innerhalb des AGVS-Zentralvorstandes wird in Kommissionen gearbeitet. Germann bringt einen gefüllten Rucksack an Erfahrung in den Bereichen PR und Berufsmarketing mit. Durch ihre Tätigkeit im Ausbildungszentrum hat sie zudem die Nähe zur Berufsbildung. Innerhalb des Zentralvorstandes lag es daher auf der Hand, sie in die Bildungskommission einzubinden. «Die Jungen Menschen von heute sind mit der Technik viel stärker verbunden als dies früher der Fall war, ebenfalls wird den eigenen Interessen und der freien Persönlichkeitsentfaltung mehr Rechnung getragen. Das hat Auswirkungen auf die Möglichkeiten bei der Berufswahl und ist für unsere Branche, welche sich in einem technisch absolut spannenden Umfeld bewegt, sicher ein Plus und wirkt sich auch in Bezug auf den Frauenanteil positiv aus», sagt sie. Vergessen werden dürfe aber nicht, dass die fortschrittliche Technik auch mehr von allen fordere, während sich die Menschen aber nicht immer alle gleich und gleich schnell weiterentwickeln würden. «Umso wichtiger ist es, dass wir uns im Umgang mit den Lernenden auf Grundwerte wie Umgangsformen, Respekt, Regeln und Zeit zum Zuhören zurückbesinnen», so Germann. «Verbunden mit dem Erarbeiten gemeinsamer Lösungen und stimmigen Rahmenbedingungen ist dies während der Ausbildungszeit enorm wichtig.»
Betreffend Nachwuchs bei den Frauen sieht Germann auch Potenzial in den neuen Detailhandelsberufen, die diesen Sommer starten: «Ich bin gespannt, welche Auswirkungen die neuen Grundbildungen haben werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass mit den revidierten Ausbildungen in den Bereichen Sales und Aftersales auch mehr Frauen ins Autogewerbe einsteigen und durchstarten.» Bei den technischen Grundbildungen bewegt sich die Branche beim Frauenanteil auf einem stabilen Niveau, und bei den Nutzfahrzeugen sogar auf einem erfreulichen Aufwärtstrend.
Und auf etwas legt Barbara Germann in Sachen Ausbildung besonders Wert: Auf die Abschlussfeier. «Der erfolgreiche Abschluss der Lehre ist aus meiner Sicht ein Meilenstein und ein markanter Abschnitt im Berufsleben jedes jungen Menschen. Entsprechend soll die Feier ausgestaltet sein und die Möglichkeit bieten, nochmals alle Akteure ins Boot zu holen.» Der Abschluss einer Berufslehre sei auch das Resultat eines intakten Umfeldes, welches sich gemeinsam engagierte und dem erfolgreichen Nachwuchs während der Ausbildungszeit zur Seite stand. «Damit wir als Verband und Branche den jungen Berufsleuten in Erinnerung bleiben und um ihnen zu vermitteln, dass sie bei uns alle Siegerinnen und Sieger sind, wird ihnen an der Abschlussfeier im Berner Oberland, eine AGVS Medaille umgehängt», sagt Germann. Es solle auch symbolisieren, dass das Gewerbe auch in Zukunft auf sie zähle. «Wer weiss, welchen Weg die Medaille nimmt und wo sie in einigen Jahren aufgehängt wird.»
Setzt sich seit vielen Jahren für das Autogewerbe und den Nachwuchs ein: Barbara Germann,
Mitglied im AGVS-Zentralvorstand. Foto: AGVS-Medien
cym. «Die Begeisterung der Frauen für die Branche ist vorhanden», sagt Barbara Germann, Mitglied des AGVS-Zentralvorstandes. Das bestätige sich bereits bei ihren Begegnungen mit jungen Mädchen, die sie im Rahmen des Tüftlerinnen-Programms, welches in der Untersektion Berner Oberland seit 3 Jahren durchgeführt wird, antreffe. Das Angebot «tüftlerin.ch» hat zum Ziel, Mädchen zwischen zehn und zwölf Jahren im ausserschulischen Bereich für technischen Berufe zu begeistern und zu sensibilisieren. Mit Erfolg. Aber: «Letztlich geht es nicht darum, ob eine Frau oder ein Mann vor einem steht, sondern um den Menschen selbst», sagt Germann. «Es geht um die persönlichen Fähigkeiten, die eine Person mitbringt und die Bereitschaft, das eigene Potenzial auszuschöpfen.» Anstatt eine Quote zu erzwingen, sei es wichtiger, geeignete Gefässe und Rahmenbedingungen für Frauen zu schaffen. Ein Beispiel: das AGVS-Frauenseminar. Weiter plädiert die 58-Jährige für mehr Offenheit in den Schulen und bei den Erziehungsberechtigten. «Die Gesellschaft kategorisiert immer noch stark bei der Zuordnung der Berufe – hier können Eltern einen wesentlichen Beitrag leisten, damit sich die Berufswahl der Kinder und im Speziellen für die Mädchen offen entwickeln kann.»
Die Erziehung, die keinerlei beruflichen Grenzen setzt, durfte Germann selbst als Kind erleben. Sie ist in einem Garagenbetrieb mit starken Frauen, welche sich an der Front engagierten, aufgewachsen. «Ich habe die Situation im Autogewerbe deshalb vielleicht auch etwas anders wahrgenommen und Frauen in der Branche als natürlich erlebt», sagt sie. Germann führte von 1995 bis 2007 die Familiengarage mit rund 15 Mitarbeitenden. Zuvor sammelte sie bei den Importeuren Alfa Romeo und Fiat in Genf und im Tessin wichtige Erfahrungen. «Bei diesen Arbeitgebern wurde ich gefordert und lernte, mich als Frau zu behaupten.» Als Verantwortliche für das Ersatzteillager und später als Zuständige für das Marketing, gab es einige Hürden zu nehmen und Vorurteile abzubauen. «Aber ich erachte dies auch als eine gute Lebensschule, welche wir Frauen so ganz nebenbei durchlaufen», fügt sie mit einem Lachen hinzu.
In den AGVS-Zentralvorstand gewählt wurde sie 2019. Sie ist erst die zweite Frau in diesem Amt. Deshalb als Exotin angesehen zu werden, sei aber der falsche Ansatz. Sie empfinde es auch nicht so. «Nur ganz selten», fügt sie mit einem Augenzwinkern an. Auf die Frage, was man denn generell für diese Position mitbringen müsse, sagt sie: «Eine gute Vernetzung innerhalb der Branche, zeitliche Ressourcen, Flexibilität, Sprachkenntnisse und natürlich eine grosse Portion Herzblut für das Auto Gewerbe.» Vielleicht sei gerade der Zeitfaktor ein Treiber, welcher es oft erschwert junge Unternehmer-innen in die Vorstände zu rekrutieren; der eigene Betrieb, die Weiterbildung und/oder die Familiengründung stehen in dieser Zeitspanne oft im Vordergrund.
Germann betont bei ihrer Antwort auf diese Frage aber auch, dass ihr das Vertrauen und die Unterstützung der Sektion Bern, welche sie für dieses Amt portiert habe, wichtig war. «Es war der richtige Zeitpunkt und ich fühlte mich fit für das Amt.» Der Bezug zur Basis, das wertschätzende Verhältnis zu den Mitgliedern in der Sektion liege ihr ebenfalls am Herzen. «Ich darf die Zukunft des Verbandes, der Sektionen und Mitglieder mitgestalten und bin bei wichtigen strategischen Entscheidungen eingebunden; das motiviert mich sehr, lässt mich aber diesem Amt auch mit grossem Respekt und Verantwortungsbewusstsein begegnen», sagt sie und ergänzt: «Am Ende des Tages tut es einem immer gut zu wissen, wer eigentlich der Kunde ist.» In diesem Fall sind dies die AGVS-Mitglieder.
Innerhalb des AGVS-Zentralvorstandes wird in Kommissionen gearbeitet. Germann bringt einen gefüllten Rucksack an Erfahrung in den Bereichen PR und Berufsmarketing mit. Durch ihre Tätigkeit im Ausbildungszentrum hat sie zudem die Nähe zur Berufsbildung. Innerhalb des Zentralvorstandes lag es daher auf der Hand, sie in die Bildungskommission einzubinden. «Die Jungen Menschen von heute sind mit der Technik viel stärker verbunden als dies früher der Fall war, ebenfalls wird den eigenen Interessen und der freien Persönlichkeitsentfaltung mehr Rechnung getragen. Das hat Auswirkungen auf die Möglichkeiten bei der Berufswahl und ist für unsere Branche, welche sich in einem technisch absolut spannenden Umfeld bewegt, sicher ein Plus und wirkt sich auch in Bezug auf den Frauenanteil positiv aus», sagt sie. Vergessen werden dürfe aber nicht, dass die fortschrittliche Technik auch mehr von allen fordere, während sich die Menschen aber nicht immer alle gleich und gleich schnell weiterentwickeln würden. «Umso wichtiger ist es, dass wir uns im Umgang mit den Lernenden auf Grundwerte wie Umgangsformen, Respekt, Regeln und Zeit zum Zuhören zurückbesinnen», so Germann. «Verbunden mit dem Erarbeiten gemeinsamer Lösungen und stimmigen Rahmenbedingungen ist dies während der Ausbildungszeit enorm wichtig.»
Betreffend Nachwuchs bei den Frauen sieht Germann auch Potenzial in den neuen Detailhandelsberufen, die diesen Sommer starten: «Ich bin gespannt, welche Auswirkungen die neuen Grundbildungen haben werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass mit den revidierten Ausbildungen in den Bereichen Sales und Aftersales auch mehr Frauen ins Autogewerbe einsteigen und durchstarten.» Bei den technischen Grundbildungen bewegt sich die Branche beim Frauenanteil auf einem stabilen Niveau, und bei den Nutzfahrzeugen sogar auf einem erfreulichen Aufwärtstrend.
Und auf etwas legt Barbara Germann in Sachen Ausbildung besonders Wert: Auf die Abschlussfeier. «Der erfolgreiche Abschluss der Lehre ist aus meiner Sicht ein Meilenstein und ein markanter Abschnitt im Berufsleben jedes jungen Menschen. Entsprechend soll die Feier ausgestaltet sein und die Möglichkeit bieten, nochmals alle Akteure ins Boot zu holen.» Der Abschluss einer Berufslehre sei auch das Resultat eines intakten Umfeldes, welches sich gemeinsam engagierte und dem erfolgreichen Nachwuchs während der Ausbildungszeit zur Seite stand. «Damit wir als Verband und Branche den jungen Berufsleuten in Erinnerung bleiben und um ihnen zu vermitteln, dass sie bei uns alle Siegerinnen und Sieger sind, wird ihnen an der Abschlussfeier im Berner Oberland, eine AGVS Medaille umgehängt», sagt Germann. Es solle auch symbolisieren, dass das Gewerbe auch in Zukunft auf sie zähle. «Wer weiss, welchen Weg die Medaille nimmt und wo sie in einigen Jahren aufgehängt wird.»
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