Vernetzt denken, vernetzt handeln

Roadhelper im Einsatz

Vernetzt denken, vernetzt handeln

3. Oktober 2018 agvs-upsa.ch – «Wir sind dann am Zug, wenn der Airbag ausgelöst hat», stellt Hanspeter Muff, Geschäftsleiter der Autohilfe Zentralschweiz AG, klar. Mit anderen Worten: bei Totalschäden. Autos, die für die Carrossiers kein Thema mehr sind, werden am neuen Stützpunkt in Emmenbrücke mit hochmoderner Technik erfasst – für Versicherungen, Verwerter und Forensiker.


Verkehrstechnisch ideal gelegen: Der neue Stützpunkt an der Hauptstrasse zwischen Emmenbrücke und Neuenkirch. (Foto Hansruedi Rüfenacht) 

sco. Die digitale Schadenserfassung ist das Herzstück der neuen Einsatzzentrale der Autohilfe Zentralschweiz AG. Am 1. März wurde der 9 Millionen teure Neubau an der Hauptstrasse zwischen Emmenbrücke und Neuenkirch feierlich eingeweiht. Hier werden die Pannen- und Rettungseinsätze für grosse Teile der Zentralschweiz koordiniert und geleitet. Insgesamt drei Stützpunkte betreibt die Tochterfirma der Hammer Auto Center AG: Auto Notruf Luzern in Emmenbrücke, Auto Notruf Nidwalden in Buochs und Auto Notruf Zug in Cham.
 
«Ein Pannendienst lohnt sich für viele kleinere Garagen und Carrossiers nicht», sagt Hanspeter Muff. Aus zwei Gründen: «Einerseits muss ein Garagist seine Arbeit unterbrechen, wenn ihn ein Notruf erreicht. Diese bleibt dann liegen – mit Folgen für Garage und Kunde. Andererseits wird es immer schwieriger, Pannenhelfer für einen Job zu finden, der Einsatzzeiten von 24 Stunden an sieben Tagen pro Woche mit sich bringt.»

«Wir wollen niemandem Kunden streitig machen»
20 Leute arbeiten bei der Autohilfe Zentralschweiz AG, Pannenhelfer und Pannenhelfer-Assistenten. Sie leisten jedes Jahr bei 10 000 Pannen oder Unfällen Hilfe. Die Pannenfahrzeuge werden entweder vor Ort wieder flott gemacht oder sie werden in eine Werkstätte abgeschleppt. «Im Zentrum steht dabei immer der Kundenwunsch», sagt Hanspeter Muff.
 
Dass es sich bei der Autohilfe Zentralschweiz um eine Tochter der Auto Hammer AG in Emmenbrücke handelt, ist einzig am Fahrzeugpark zu erkennen – sowohl des Pannendienstes wie auch an den Privatwagen der Mitarbeiter: Volvo, Kia und Fiat… «Ein neutraler Auftritt ist wichtig», erläutert Hanspeter Muff. «Wir wollen auf keinen Fall anderen Garagen oder Carrossiers die Kunden streitig machen. Im Gegenteil: Wir wollen die Garagisten unterstützen, 24 Stunden am Tag für ihre Kunden da zu sein.» Was Muff und seine Pannenhelfer anbieten, sind Notreparaturen – den Ersatz einer schlappen Batterie beispielsweise.

Teil eines Netzwerks
Die Autohilfe Zentralschweiz AG ist Teil eines ganzen Netzwerks, das Garagen und Carrosseriebetriebe genauso umfasst wie Versicherungen, Markenassistances, Feuerwehr und Polizei. Gerade die Elektromobilität bedeutet für Pannenhelfer wie Feuerwehr neue, bislang unbekannte Gefahren. In seinem Büro zeigt Hanspeter Muff das eindrückliche Video einer brennenden Lithium-Ionen-Batterie. Diese ist nicht nur kaum zu löschen, sie stösst auch einen wahren Giftcocktail an Rauchgasen aus. Die permanente Weiterbildung der Pannenhelfer hat für den Geschäftsleiter denn auch oberste Priorität.

Moderner Wagenpark: Geschäftsführer Hanspeter Muff vor einem Bergungsfahrzeug.

Für verunfallte Fahrzeuge mit Elektroantrieb stehen neben dem Hauptgebäude zwei sogenannte Quarantäne-Container bereit. Im Brandfall werden die Container automatisch mit einem Löschschaum geflutet. Das System ist neu und wurde von der Autohilfe Zentralschweiz mitentwickelt.
 
Auf einem Rundgang durch den Neubau in Emmenbrücke führt Hanspeter Muff AUTOINSIDE auch ins Herzstück: das Fotostudio, in dem jene Fahrzeugwracks digital erfasst werden, für die keine Hoffnung mehr besteht. Das Auto (oder was davon übrig ist) steht auf einer Drehbühne und kann so von allen Seiten und aus allen Winkeln fotografiert werden. Die unabhängigen Sachexperten der Firma Zentrex, die ihre Büros im gleichen Gebäudekomplex haben, nutzen die Bilder zur Schadenerfassung. Schliesslich landen sie auf einer Online-Plattform für Fahrzeugverwerter.

Jedes Fahrzeug erzählt seine Geschichte
Ein Stockwerk höher sind verschiedene Fahrzeuge eingelagert: PS-starke Modelle deutscher Provenienz, die Rasern abgenommen worden sind, aber auch Fahrzeuge, die mit Vermögensdelikten in Verbindung stehen, oder solche, die in einen Personenunfall verwickelt waren. «Gerade diese Fahrzeuge bleiben in der Regel länger bei uns – bis die Polizei den Fall abgeschlossen hat.»
 
Und so erzählt jeder Wagen eine eigene Geschichte: traurige, wie jene Autos, die ganz offensichtlich in einen Unfall mit Fussgängern oder Velofahrern verwickelt worden sind. Aber auch Geschichten, die den Zuhörer schmunzeln lassen. Zum Beispiel der SUV eines Gastarbeiters, dessen Hinterreifen derart abgefahren waren, dass kein Profil mehr zu sehen war. Der Mann rutschte Ende Dezember von der Strasse und hat sein Auto weder reparieren lassen noch abgeholt.

Muff erkundigte sich und fand heraus, dass sich der Mann das Auto (oder neue Reifen) gar nicht leisten kann. Oder der Wagen eines Innerschweizers. Dem Mann war der Führerschein entzogen worden – trotzdem erschien er mit dem Auto zum Gerichtstermin in Luzern ...

 
Roadranger: Traumberuf Strassenhelfer
Die Strassenhelfer/-innen erbringen Dienstleistungen in den Bereichen Transport, Fahrzeug-Assistance und Verkehr. Ihre Kundinnen und Kunden sind Fahrzeughalter und/oder Fahrzeugführer, deren Fahrzeug teilweise oder auch komplett funktionsuntüchtig ist. Die Strassenhelfer sind in der Lage, am jeweiligen Ereignisort die Situation in Bezug auf Gefahren und mögliche weitere Schäden – insbesondere auf die Sicherheit der Personen und Güter – sowie die Gefährdung der Umwelt richtig einzuschätzen und die notwendigen Massnahmen einzuleiten. In Absprache mit ihren Kundinnen und Kunden, den Versicherungen und dem jeweiligen Auftraggeber legen sie das Vorgehen fest und beraten in allen Fragen, die mit der Panne oder dem Unfall zu tun haben.

Das Berufsbild verlangt von den Strassenhelfer/-innen soziale, medizinische und technische Kompetenzen sowie die Fähigkeit, die Sicherheit auf der Strasse für alle Beteiligten und in allen Situationen sicherzustellen. Die Strassenhelfer/-innen erledigen die anfallenden administrativen Arbeiten fachgerecht und zuverlässig.

Weitere Informationen zur Ausbildung, Kursdaten und Vertiefungsweiterbildungen finden sich auf roadranger.ch.
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