Unfallforschung: Kleine Transporter - grosse Gefahren

Unfallforschung: Kleine Transporter - grosse Gefahren

29. Juni 2015 agvs-upsa.ch - Gemäss AXA Winterthur verursachen Kleintransporter 50 Prozent mehr Unfälle als Personenwagen. Bettina Zahnd, Leiterin Unfallforschung & Prävention beim Versicherer stellt gegenüber AGVS-Newsdesk klare Forderungen.

In der Schweiz verkehren rund 330 000 Lieferwagen, Tendenz steigend. Die 3,5-Tönner sind auf den Strassen allgegenwärtig. Sie sind fast so schnell wie PW, aber schwerer, unübersichtlicher und gefährlicher. Kleintransporter verursachen im Vergleich zu Personenwagen rund 50 Prozent mehr Unfälle. Dies zeigen die Zahlen der AXA Winterthur.

Vor allem beunruhigend findet Bettina Zahnd, Leiterin der Abteilung Unfallforschung & Prävention der AXA Winterthur, dass während die Unfälle mit Personen- und Lastwagen in den letzten Jahren insgesamt abgenommen haben, die Crashs mit Lieferwagen seit 2011 aber zunehmen.

Als besondere Unfallgefahr sieht Zahnd zwei Hauptthemen: „Für Gelegenheitsfahrer sind die Dimensionen des Fahrzeugs ungewohnt und die grossen Volumen der Lieferwagen laden dazu ein, den Lieferwagen zu überladen. Berufliche Lieferwagenfahrer stehen nicht selten unter Zeitdruck. Die Hauptunfallursache ist mangelnde Aufmerksamkeit, aber auch Müdigkeit und fehlende Ladungssicherung können zu Unfällen führen.“

Probefahrt vor Vermietung
Die AXA-Winterthur stellt daher konkrete Forderungen: Vermieter von Lieferwagen müssen verpflichtet werden, die Mieter zu instruieren und über die Besonderheiten des gemieteten Lieferwagens zu informieren. Dabei soll insbesondere auf die Dimensionen des Fahrzeugs hingewiesen werden, aber auch darauf, dass das grosse Volumen der Lieferwagen dazu verleitet, den Lieferwagen zu überladen. Bettina Zahnd: „Eine kurze Probefahrt ist unerlässlich, diese muss nicht Mal begleitet sein, wenn der Fahrer zuerst auf einem abgesperrten Platz eine Runde fährt, bremst und so das Fahrzeug und dessen Handling kennen lernt, ist er anschliessend auf der Strasse sicherer unterwegs.“

Weiterbildungspflicht für Berufsfahrer
Auch routinierte, gewerbliche Lieferwagenfahrer verursachen überdurchschnittlich viele Unfälle, weiss die AXA. Lieferwagen sind bei Unternehmen äusserst beliebt. In den letzten Jahren hat die Zahl der zugelassenen Kleintransporter in der Schweiz stark zugenommen; seit 2005 um ganze 30 Prozent. Ihre Popularität verdanken Lieferwagen nicht zuletzt dem Umstand, dass für sie keine LSVA fällig ist, kein Nacht-, Sonn- und Feiertagefahrverbot gilt, die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen bei 120 km/h liegt und Kleintransporter mit einem Führerausweis für Personenwagen gefahren werden dürfen. Doch: Vorschriften für regelmässige Weiterbildungen für Fahrer gibt es nicht. „ Wir fordern deshalb eine Weiterbildungspflicht für gewerbliche Nutzer von Kleintransportern. In regelmässigen Weiterbildungen gilt es, Berufsfahrer für diese Themen zu sensibilisieren», erklärt Bettina Zahnd.


 
Feld für switchen des Galerietyps
Bildergalerie